Niederschlag

Unter dem Begriff "Niederschlag" versteht man in der Meteorologie die Ausscheidung von Wasser aus der Atmosphäre im flüssigen und/oder festen Aggregatzustand, die man am Erdboden messen oder beobachten kann. Dabei wird unterschieden zwischen fallenden (z.B. Regen), aufgewirbelten (z.B. Schneetreiben), abgelagerten (z.B. Schneedecke) und abgesetzten (z.B. Reif) Niederschlägen. Die fallenden Niederschläge sind definiert als das Ausscheiden von Wasser aus Wolken, das den Erdboden in flüssiger und/oder fester Form erreicht. Arten der fallenden Niederschläge:

  1. Regen
  2. Eisregen
  3. Schnee
  4. Eisnadeln, Diamantstaub oder Polarschnee
  5. Eiskörner
  6. Reifgraupel
  7. Hagel
©DWD, Offenbach

Entstehung

Die Luft unserer Atmosphäre enthält immer Wasserdampf, dessen Dichte aber bei gegebener Temperatur nur bis zu einem bestimmten Sättigungswert gesteigert werden kann. Dieser maximal mögliche Wasserdampfgehalt der Luft nimmt mit der Temperatur überproportional zu. Umgekehrt kann man ein Luftvolumen immer bis zu einer Temperatur abkühlen, bei der die Kondensation einsetzt. Dieses Temperaturniveau bezeichnet man als den Taupunkt. Bei weiterer Abkühlung lagert sich der überschüssige Wasserdampf entweder an festen Oberflächen (Taubildung) oder an Kondensationskeimen an, wobei Tröpfchen entstehen. Als Kondensationskeime dienen kleinste, in der Luft fast immer reichlich vorhandene, atmosphärische Schwebteilchen (Aerosole) verschiedenster Herkunft.

Da Wolkentröpfchen wegen des geringen Durchmessers von nur etwa 1/100 mm besonders leicht sind, schweben sie fast frei. Durch zufällige Zusammenstösse werden aber mit der Zeit einige Tropfen grösser als die anderen. Sie beginnen zunächst langsam zu fallen, später durch Aufsammeln weiterer Tröpfchen immer schneller. Ist die Wolke dick genug, daß die Tropfen dabei grösser als etwa 1/10 mm werden, so überleben sie - trotz Verdunstung - auch den freien Fall durch die Luft unterhalb der Wolke und gelangen als Niederschlagstropfen bis zum Boden. Dieser Prozess der Entstehung von "warmem Regen" erklärt allerdings in unserer Klimazone nur den meist schwachen Nieselregen aus bodennahen Wolken oder den stärkeren Regen in den warmen Tropen bei Wolken unterhalb etwa 5 km.

Wichtiger für die Bildung stärkeren Niederschlags ist der Weg über gefrierende Teilchen. Obwohl im Wolkenniveau die Temperaturen häufig unter 0°C liegen, bleiben die Wolkentropfen selbst oft im flüssigen Zustand - sie sind unterkühlt. Hier reichen dann schon recht geringer Anlässe (Stösse etwa, oder geeignete Eiskeime), daß Tropfen vereinzelt spontan gefrieren. Da aber der Wasserdampf auf Eisteilchen leichter kondensiert als auf Wassertropfen, wachsen diese Eisteilchen schneller an als die umgebenden Tropfen und beginnen früher zu fallen. Sie vergrössern sich dann auch weiter durch Aufsammlung von Tröpfchen und werden dadurch rasch so groß, daß sie die Erdoberfläche erreichen können. Da diese Eisteilchen auf ihrem Weg nach unten in immer wärmere Schichten gelangen, schmelzen sie häufig wieder und kommen als Regen auf dem Boden an. Sind sie aber, z.B. in einer besonders dicken Wolke, so gross geworden, daß sie vor dem Erreichen des Bodens nicht mehr schmelzen können, dann hat man es mit Graupelkörnern zu tun. Manchmal sind die Aufwinde in den Gewitterwolken so intensiv, daß oberflächlich angeschmolzene Eisteilchen wieder nach oben gerissen werden und erneut gefrieren. Irgendwann beginnen sie wieder zu fallen, schmelzen dabei wieder und wachsen durch Ansammlung neuer Tröpfchen weiter an. Gelegentlich kann sich dieser Vorgang öfter wiederholen und führt letztlich zu den grossen, geschichteten Hagelkörnern.

Begriffserklärung

Kondensation

übergang des atmosphärischen Wasserdampfes in den flüssigen Aggregatzustand beim überschreiten des höhenabhängigen Sättigungsdampfdruckes durch Tröpfchenbildung (Nebel, Wolken, Tau) an Kondensationskernen.
Ursachen dieses Vorgangs sind:
  1. Zunahme der spezifischen Feuchte,
  2. Abkühlung durch Ausstrahlung,
  3. Wärmeleitung,
  4. Aufsteigen von feuchter Luft.
Bei der Kondensation wird Wärme frei (die beim Verdunsten dem Wasser entzogene sogenannte "latente Wärmeenergie").
©DWD, Offenbach

Sublimation

Die Sublimation beschreibt den direkten übergang von Wasser der festen Phase (Eis oder Schnee) direkt in die gasförmige Phase, ohne dass der dazwischen liegende Aggregatzustand (flüssig) angenommen wird. Im Allgemeinen wird der Begriff auch für den umgekehrten Vorgang verwendet, den Wasserdampfübergang direkt in die Eisphase (wird auch als Resublimation bezeichnet). ©DWD, Offenbach

Regen

Regen

Als Regen wird Niederschlag in flüssiger Form bezeichnet, der hauptsächlich durch Sublimation in Mischwolken entsteht. Die dabei ursprünglich erzeugten Schneeflocken können durch Anlagerung von Wasserdampf oder kleinen Wolkentröpfchen anwachsen. Wird ihre Masse so groß, dass die in den Wolken vorhandenen Strömungen sie nicht mehr tragen können, fallen sie letztlich in Form geschmolzener Wassertropfen zur Erde. (Durchmesser größer 0,5 mm bis höchstens 5 mm). Bei kleineren Tropfendurchmessern spricht man von Sprühregen, der dadurch entsteht, dass die in reinen Wasserwolken schwebenden Wolkentröpfchen bei verschiedenen wolkenphysikalischen Prozessen zu Wassertropfen bis 0,5 mm Durchmesser anwachsen, welche dann für den Schwebevorgang zu schwer werden und somit zur Erde fallen.

Wolkengattung, aus der üblicherweise Regen bzw. Regenschauer ausfallen:

Dauerregen:

  1. Nimbostratus
  2. (Altostratus opacus)
Regenschauer:
  1. mächtiger Cumulus congestus (in mittleren, maritimen Breiten zumeist schwache, in den Tropen auch stärkere Regenschauer möglich)
  2. Cumulunimbus

Fällt Regen in eine Luftschicht, deren Temperatur unter Null Grad Celsius liegt, so können die Wassertröpfchen unterkühlen (gefrierender Regen oder Eisregen) oder gefrieren (Eiskörner). ©DWD, Offenbach

Eisregen

Eisregen

Als Eisregen werden zwei verschiedene Erscheinungen bezeichnet:

  • überwiegend aus Eiskörnern bestehender fallender Niederschlag
  • Unterkühlter Regen, der beim Auftreffen auf feste Gegenstände sofort zu Eis gefriert und die Gegenstände mit einem Eispanzer überzieht.
Die Auswirkung von Eisregen ist Glatteis. ©DWD, Offenbach

Schnee

Schneefall

Schnee ist fester Niederschlag aus meist verzweigten kleinen Eiskristallen. Diese haben gewöhnlich die Form von hexagonalen Plättchen und Säulen oder Sternchen von zarter Struktur in vielfältigen Variationen. Die Kristallform hängt hauptsächlich von der Temperatur sowie von dem Grad der übersättigung des Wasserdampfes bei der Bildung ab. Bei Temperaturen um 0°C fällt Schnee meist in Form großer, lockerer Schneeflocken (mehrere cm Größe möglich) aus zusammengeketteten Kristallen, bei tieferen Temperaturen in Form von Schneesternchen, Eisplättchen oder Eisnadeln.

Wolkengattung, aus der üblicherweise Schnee fällt:

  1. Nimbostratus
  2. Altostratus
  3. (Stratocumulus stratiformis opacus, in Ausnahmefällen nur einzelne Flocken)
  4. Cumulonimbus (Schneeschauer)
©DWD, Offenbach

Diamantstaub

Diamantstaub

Bezeichnung für im Sonnenschein glitzerde feinste Eisnadeln, die bei meist wolkenlosem bis heiterem Himmel , überwiegend bei strenger Kälte und Windstille, langsam zur Erde schweben.

Diese Eisnadeln bilden sich durch Sublimation bei negativen Werten der Lufttemperatur (gewöhnlich weit unter 10 °C), auch in höheren Schichten der Atmosphäre. ©DWD, Offenbach

Reifgraupel

reifgraubel

Eiskörner, gefrorene Regentropfen, sind durchsichtige- bzw. einen trüben Kern und kaum Lufteinschlüsse aufweisende, kugelförmige oder unregelmäßige harte Körner mit einem Durchmesser von 1 - 4 mm, die beim Auftreffen auf eine harte Unterlage hochspringen ohne zu zerfallen.

Wolkengattungen aus der üblicherweise Eiskörner ausfallen:

  1. Nimbostratus
  2. Altostratus
Reifgraupel sind weiße, spröde, undurchsichtige, meist rundliche Körner von schneeähnlicher Beschaffenheit mit einem Durchmesser von 2-5 mm. Sie gehören zu den fallenden Hydrometeoren.

Wolkengattung aus der üblicherweise Reifgraupel ausfallen:
  1. Cumulonimbus
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Hagel

Hagel

Niederschlag in Form von Eiskugeln oder Eisklumpen mit einem Durchmesser von 5 bis 50 mm (in Extremfällen über 10 cm).

Hochreichende Gewitterwolken (Cumulonimbus) mit starken Auf- und Abwinden erreichen das Hagelstadium, wenn sich unterkühltes Wasser und Eiskristalle beim Zusammenstoß vergraupeln und sogenannte Hagelembryos bilden. Bei einem überangebot von Wassertröpfchen wachsen die Hagelembryos durch mehrfache Auf- und Abbewegungen in der Wolke zu größeren Hagelkörnern durch weitere Anlagerung von Wasser oder Eiskristallen. Nach Erreichen einer bestimmten Größe, fallen die Hagelkörner dann aus der Wolke zum Erdboden. Sie gehören zu den fallenden Hydrometeoren. ©DWD, Offenbach

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