Satelliten

Wetterdaten im überblick - per Satellit

Wetterstationen sind nicht gleichmäßig über die Erde verteilt und liefern nicht immer Daten in kurzen Zeitabständen. Insbesondere über Meeresgebieten und Wüstenregionen werden wenig bis gar keine Messwerte von meteorologischen Größen erfasst. Diese Beobachtungslücken lassen sich mit Hilfe von Satellitendaten verkleinern oder sogar schließen.

Europa betreibt unter dem Namen METEOSAT (Organisation EUMETSAT) mehrere Satelliten auf geostationären Umlaufbahnen in jeweils etwa 36.000 km Höhe. über dem Schnittpunkt von Nullmeridian und äquator befindet sich mit METEOSAT 9 ein Satellit der neuesten Generation, welcher alle 15 Minuten die Erdscheibe in elf Spektralbereichen und im sichtbaren Bereich abtastet.

Die Messungen, flächendeckend und mit hoher zeitlicher Wiederholrate, haben großen Nutzen für Wetterüberwachung und -vorhersage. Die Kombination mehrerer Kanäle erlaubt die Herleitung verschiedenster Parameter zur Analyse der Wettersituationen. Zu den Parametern gehören unter anderen Wolkenbedeckung und Wolkenart, Temperaturen von Erd- und Wolkenoberflächen sowie Feuchteparameter. Gerade in Verbindung mit anderen Daten wie Synop-, Radiosonden-, Niederschlagsradarbeobachtungen oder Blitzortungsdaten und der Betrachtung von Bildfolgen lassen sich Aussagen über die kurzfristige Wetterentwicklung der nächsten 1-2 Stunden machen. Aus der Verlagerung von Wolken- und Feuchtestrukturen zwischen aufeinander folgenden Bildern können Windvektoren abgeleitet werden, die neben anderen Parametern Eingang in die numerische Wettervorhersage (NWV) finden und dort zu einer Qualitätssteigerung führen.

Eine weitere Qualitätssteigerung in der NWV wird durch die Beobachtungen des in 800-900 km Höhe polnah umlaufenden Satelliten METOP (EUMETSAT) erzielt. Dieser liefert unter anderem Daten (Strahldichten oder abgeleitete Vertikalprofile von Temperatur und Feuchte) für die NWV. Aber auch zur überwachung von Ozon und anderen Spurengasen, für das Klimamonitoring und weitere Bereiche stellt METOP wertvolle Informationen zur Verfügung.

© DWD, Offenbach

Das System der internationalen Wettersatelliten

Im Rahmen der Welt-Wetter-Wacht (WWW) der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) haben sich mehrere Staaten bzw. Staatengemeinschaften zum Betrieb von Wettersatelliten verpflichtet. Zum operationellen System tragen zur Zeit die Europäische Union, die USA, Russland, China, Indien und Japan bei.


© DWD, Offenbach

Geostationäre Satelliten

Gegenwärtig sind folgende geostationäre Wettersatelliten im operationellen Betrieb:

  • METEOSAT-9 (betrieben durch EUMETSAT bei 0°)
  • METEOSAT-7 (EUMETSAT, 57° Ost)
  • GOES-E (NOAA, 75° West)
  • GOES-W (NOAA, 135° West)
  • MTSAT-2 (Japan, 140° Ost)
  • FENGYUN-2A (China, 105° Ost)
  • GOMS (Russland, 76° Ost; zur Zeit nicht aktiv)
  • INSAT (Indien, 83° Ost)

Weiterhin betreibt EUMETSAT mit METEOSAT-8 und METEOSAT-6 zwei weitere Satelliten bei 3.4° West bzw. 63° Ost. METEOSAT-8 wurde 2007 von METEOSAT-9 als operativer Satellit für Europa abgelöst, METEOSAT-6 dient als Reserve für METEOSAT-7 und als Datenübermittler für das internationale Datensammelprogramm (u.a. für das Tsunamifrühwarnsystem).

Polnah umlaufende Satelliten

Zusätzlich betreiben die USA, China und Russland Wettersatelliten, die in etwa 800 bis 900 km Höhe die Erde mehrmals täglich auf Umlaufbahnen umkreisen, die über die Polgebiete der Erde hinwegführen (polnah umlaufende Satelliten). Beim DWD werden routinemäßig Daten der amerikanischen NOAA-Satelliten sowie des chinesischen FengYun verarbeitet. EUMETSAT hat im Februar 2007 mit dem METOP ebenfalls den ersten polnah umlaufenden Satelliten operationell in Betrieb genommen. Dessen Daten werden ebenfalls beim DWD Verwendung finden.

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METEOSAT

Aufbau

Die METEOSAT-Satelliten der zweiten Generation bestehen hauptsächlich aus einem dreiteiligen Zylinder mit einem Durchmesser von 3,20m und einer Höhe von 2,40m. Der obere Bereich beinhaltet die Systeme zur Kommunikation, der untere Bereich die Steuerungselemente. Im zentralen Bereich liegen die Radiometer. Der reine Satellit wiegt etwa eine Tonne (im Vergleich: die Satelliten der ersten Generation wogen nach dem Start etwa 320kg inklusive 39kg verbliebenem Treibstoff für Bahnkorrekturen). An dem oberen Zylinderbereich sind verschiedene Antennensysteme angebracht.
Hinter der öffnung auf der Oberfläche von MSG befindet sich ein System von Spiegeln, das die von der Erde empfangene Strahlung auf das Radiometer lenkt. Die so gewonnenen Daten werden über die Antenne an der Spitze zur Erde übertragen, aufbereitet und anschließend an METEOSAT zurückgesendet, um über weitere Antennen an die Nutzer der METEOSAT-Daten gesendet zu werden. Aufgrund einer Beschädigung bei METEOSAT 8 erfolgt dort die Ausstrahlung über den Telekommunikationssatelliten HotBird.


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Betrieb

Aus einer Höhe von ca. 36.000 km erfasst METEOSAT ungefähr ein Drittel der Erdoberfläche. MSG (wie schon die erste Generation) dreht sich mit 100 Umdrehungen pro Minute um seine eigene Achse und tastet dabei die Erde zeilenweise ab, beginnend nahe am Südpol. Nach etwa 13 Minuten ist der Nordpol erreicht und das Rohbild vollständig an das Kontrollzentrum in Darmstadt über die Empfangsstation in Usingen/Deutschland übermittelt. Dort wird das Rohbild aufbereitet und wieder an den Satelliten geschickt, damit es anschließend die Nutzer erreicht. Zwei Minuten werden zur Rückstellung des Spiegelsystems im Satelliten benötigt, anschließend beginnt die nächste Abtastung der Erde, d.h. alle 15 Minuten entsteht ein neues MSG-Bild.

Dabei wird die Erde in zwölf Spektralbereichen abgetastet:

  • Drei Kanäle im sichtbaren Bereich (0.6µm, 0.8µm und der hochauflösende HRV);
  • Ein Kanal im Nahen Infrarot (1.6µm);
  • Ein Kanal im Grenzbereich zwischen kurz- und langwelligem Bereich (3.9µm);
  • Zwei Kanäle im Wasserdampfabsorptionsband (6.3µm und 7.2µm) zur Bestimmung des Wasserdampfgehaltes in der oberen bzw. mittleren Troposphäre;
  • Drei Fensterkanäle im Infraroten Spektralbereich (8.7µm, 10.8µm und 12.0µm) zur Bestimmung der Temperatur der Wolken- und Meeresoberflächen;
  • Zwei Absorptionskanäle für Ozon (9.7µm) und Kohlendioxid (13.4µm).

Bei METEOSAT der ersten Generation waren es nur drei Kanäle, die einmal in 30 Minuten zur Verfügung standen:

  • Sichtbarer Spektralbereich (0,5 bis 1,9 µm);
  • Wasserdampfabsorbtionsband (5,7 bis 7,1 µm) zur Bestimmung des Wasserdampfgehaltes der Atmosphäre im Höhenbereich von fünf bis zehn Kilometern;
  • Infraroter Spektralbereich (10,5 bis 12,5 µm) zur Bestimmung der Temperatur der Wolken- und Meeresoberflächen.

Die Auflösung der MSG-Bilder beträgt 3 km im infraroten und 2,5 km im sichtbaren Spektralbereich für einen Punkt genau senkrecht unter METEOSAT. Der hochauflösende Kanal (HRV) erreicht eine Auflösung von maximal 1 km. Für Europa ist die Auflösung, bedingt durch die Erdkrümmung, etwa um den Faktor 1,5 schlechter.

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